· 

Im Land des Feuers

Autor: Michael Fiukowski         🔘         Lesezeit: ~8 Minuten          🔘         Zeitraum: 23.10 - 31.10.2019

Feuer, Pech & Schwefel

Glühend heiße Gesteinsbrocken werden durch die mit Schwefel erfüllte Luft geschleudert. Eine dicke Aschewolke legt sich über die Insel. Die Erde ist immer wieder aus der Ruhe, wenn sich die Kraft der Vulkane entlädt. Die Lebewesen auf der Insel schauen ihrem Schicksal in die Augen. Das Ganze ist noch gar nicht so lange her (1730-1736) und doch ist die Insel heute ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Besonders beliebt bei Franzosen, Spaniern, als auch bei englischen & deutschen Bierbauchtouristen. 

Autovermietung

Läuft wie geschmiert

Als wir am Flughafen ankommen, geht es ohne Umwege zur Autovermietung (BUDGET). Vor uns ist nur ein Pärchen und wir kommen schnell dran. Die Übergabe verläuft anders als erwartet, denn aus der Erfahrung anderer Reisen heraus, wurden wir meist unfreundlich behandelt. Und dann immer zusätzliche Kosten die einem angeleiert werden. Wir rechnen schon damit, aber nichts kommt. Im Gegenteil, Micha wird sogar nachträglich zum 32. Geburtstag gratuliert.

 

Wir bestehen darauf ein Citroën C4 Cactus zu haben, denn im Land der Kakteen gibt es nichts Passenderes. Grinsend schaut sie uns in die bettelnden Augen und sagt, dass wir diesen selbstverständlich bekommen werden. Unsere Augen strahlen vor Freude. Was haben wir ein Glück heute! Erst in der Garage fällt uns auf, dass hier jedes zweite Auto ein Cactus ist...

Nice-to-know: Wir waren 8 Tage auf Lanzarote und konnten, aufgrund von zwei Unterkünften, einige Kilometer am Tag sparen. Letztlich holten wir den Cactus C4 mit vollem Tank ab und brachten ihn mit nur einer Tankfüllung wieder zurück. Im Vergleich zu skandinavischen Ländern, wo man im Vergleich dazu das zehnfache an Strecke am Tag zurücklegt, ist die Insel durch ihre Größe sehr überschaubar. Man kann sie entspannt erkunden und spart dazu noch Geld.

Landschaft

Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen im Lavafeld

Die spanische Insel Lanzarote, die zu den Kanaren gehört, besteht zum größten Teil aus Basalt, einem Ergussgestein aus vulkanischer Aktivität. Man kann davon größere Brocken in die Hand nehmen, denn durch die Offenporigkeit ist es zu anderen Gesteinsarten vergleichsweise leicht. Eine Landschaft, die kaum Vegetation zu bieten hat, soll also ein Paradies für Urlauber sein? Zumindest für die, die entweder komplette Kaktuslieberhaber, Sonnenanbeter oder Surferfreunde sind. 

 

Vegetation: Das ganze Land ist voll mit Kakteen. Im Jardin de Cactus kann man sich der stacheligen Leidenschaft Voll und Ganz hingeben, wenn sie sich meterhoch in unzähligen Formen & Farben vor einem aufbäumen. Ansonsten findet man besonders in Dörfern und Städten immer wieder Palmen. Das war es dann auch schon. 

Für mich ist es das reinste Paradies. Bereits am Flughafen entdecken wir viele Kakteen. Wer mich kennt, der weiß wie sehr ich Kakteen liebe. Deswegen steht es gar nicht erst zur Debatte, ob wir uns den berühmten Kakteengarten, Jardin de Cactus, anschauen oder nicht. "

Lanzarote braucht sich aus diesen wenigen Gründen keineswegs zu verstecken. Die rauen Küsten im Westen sind eine reine Augenweide und lassen jedes Fotografen:innen- und Entdecker:innenherz höher schlagen. Wenn es dann noch so wundervolle Sonnenuntergänge gibt, wie wir sie erlebt haben, kommt man aus dem staunen nicht mehr so leicht heraus. Farben, so intensiv, als hätte der Wettergott mehrere Farbeimer verschüttet. 

GESTRANDET IM PARADIES

Playa de la Canteria:  Ein außergewöhnlicher Strand im äußersten Nordosten der Insel, der nicht überlaufen ist. Selbst, wenn man nicht ins Wasser möchte, so kann man sich wie auch anderswo in der Sonne brutzeln. Der Boden unter dem Wasser ist ziemlich wellig, sodass man ziemlich weit hineinläuft, um sich von den großen Wellen umreißen zu lassen. Passt aber auf, dass sich die Welle nicht vor euch aufbäumt, wenn ihr gerade in einer Mulde seid. Das könnte auch für Fortgeschrittene Bader kritisch werden. 

Caleton Blanco:  Egal, wo man baden geht, aber hier ist es wohl am entspanntesten. Wie in einem Pool kann man hier seine Runden drehen und wunderbar tauchen und schnorcheln. Hohe Wellen? Fehlanzeige. Der Strand ist natürlich gut besucht, aber unter der Woche ist es relativ leer. Viel Spaß!

Playa de Famara:  Hier schlägt das Strandherz höher! Ein endlos weiter & breiter Strand zeigt sich hier vor euren Augen. Wer hier keinen Platz findet, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Zudem scheint es hier ein Surferparadies zu sein. Gerade für Anfänger ist der Strand bestens zum Üben. Die Wellen sind mäßig hoch und machen deswegen umso mehr Spaß. Im nahe gelegenen Ort Caleta de Famara kann man extrem lecker und preiswert essen! Zudem gibt es hier mehrere Anbieter, die Surferausrüstung verleihen. Klare Empfehlung!

Tal der tausend Palmen

Im Norden der Insel liegt das kleine Dorf Haría, welches sich besonders von den anderen Dörfern der Insel unterscheidet. Das kleine Dorf gefällt uns besonders durch die weißen Häuser und deren farbigen Holzläden. Wir sind unterwegs zum Kunsthandwerkermarkt, welcher jeden Samstag auf dem Plaza de Haría stattfindet. Wir finden uns inmitten von Lorbeer- und Eukalyptusbäumen wieder und kaufen selbstgemachten Schnaps und Gewürze ein (nur selbstgemachte Sachen dürfen verkauft werden). Plötzlich wird es dunkler und ein kräftiger Wind zieht auf. Wir verlassen den Markt in Richtung Aussichtsplattform, in der Hoffnung auf ein tolles Wolkenspektakel. Es fängt an zu regnen, die Sichtweite reduziert sich mehr und mehr und auf einmal sind wir Mitten im Gewitter gelandet. Wolken ziehen am Bergpass mit schneller Geschwindigkeit vorbei. Aber so schnell wie alles angefangen hat, ist es auch schon wieder vorbei.

 

Haría liegt am Fuße des Famara-Massivs, eingebettet von hohen Bergen. Hier stauen sich die Passatwolken und sorgen für einen höheren Niederschlag als anderswo auf der Insel. Nicht umsonst ist das Gebiet um Haría als Tal der tausend Palmen bekannt.

Schon als Kind haben mich neue Kulturen sehr beeindruckt. Als ich 6 oder 7 Jahre alt war, bin ich mit meiner Mutti nach Kuba gereist. Alte Gebäude, farbige Akzente und lebensfrohe Menschen sind mir in Erinnerung geblieben und irgendwie erinnert mich Haría etwas an Havanna. Die alten Holztüren und Fensterläden finde ich einfach so wunderschön, sodass Micha mich gefühlt vor jeder Tür fotografieren musste. Wir haben es sogar geschafft, ein Foto von uns beiden zu machen.

Und es war tatsächlich kein Selfie! "

Geheimtipp: Wenn ihr guten Kaffee liebt und gerne lokal unterwegs seid, dann können wir euch die Bäckerei Levain sehr ans Herz legen. Die Hälfte unseres Urlaubes waren wir hier zum Frühstück. Das Personal, die Auswahl, die Qualität und Einrichtung haben uns überzeugt und sind uns im Herzen geblieben. Schaut unbedingt vorbei, wenn ihr in der Nähe seid.

Timanfaya Nationalpark

Fahr(t) zur Hölle!

Was man laut Bröschüren nicht verpassen darf, aber durchaus kann, ist der Timanfaya-Nationalpark. Dieser befindet sich im Nordwesten der Insel, ist mit 51km² verhältnismäßig groß und wird auch als Montañas del Fuego (Berge des Feuers) bezeichnet. Die Hölle auf Erden sozusagen. 

 

Im Nationalpark selbst kann man nicht frei mit dem Auto umherfahren, sondern ist auf die stationären Busse angewiesen. Für die 9€, die man an den Eingangstoren des Nationalparks bezahlt, ist die Fahrt aber mit inbegriffen.

Es gibt einiges an Attraktion zu sehen, z.B. Schlote die einige Meter in die Tiefe gehen. Im 5-Minutentakt wird Wasser hineingegossen, welches blitzschnell aus dem Boden schießt und sich in einer 2-3m hohen Fontäne entlädt. Nichts zu den Geysiren wie z.B. auf Island aber trotzdem ganz nett anzuschauen. Wir haben uns das zyklische Spektakel aus dem Restaurant heraus angeschaut. Hier bekommt man Steaks und Hühnchen auf den Teller, die über einen Lava-Ofen gegrillt werden. 

Faszination im rotationsprinzip

Ich gehe in Richtung Restaurant und merke im Augenwinkel wie eine Ordnerin mir auf Spanisch zuruft und mit den Händen stramm auf einen Tourbus zeigt. Ich ignoriere ihre Geste und gehe unbeirrt weiter. Mit strammem Schritt geht sie auf mich zu und zeigt noch immer energisch auf den Bus. Mir wird bewusst, dass es hier im Park organisiert zugeht, für meinen Geschmack zu organisiert. 'We want to eat something at the restaurant!', entgegnen wir ihr. Ich bin leicht angenervt, da ich mich in meiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt fühle. Sie lässt uns gewähren. Wir befinden uns hier in einer streng getakteten Tourismus-Maschinerie. Für mich die Hölle auf Erden. "

Männer, die auf ziegen starren.

Die Tour ist, trotz vollem Bus, super entspannend, denn Micha braucht mal nicht fahren und die Klimaanlage funktioniert einwandfrei. Die Temperatur liegt bei knapp 30°C und die Sonne strahlt mit voller Kraft. Die Tour ist auf drei Sprachen ausgelegt, natürlich auch auf Deutsch, und so kann man interessantes Wissen abgreifen. Was bei uns Beiden wohl am meisten hängen bleibt, dass sich damals, zu den Vulkanausbrüchen und der dadurch giftigen Luft, die Ziegen am blanken Stein, laut Aussage eines Augenzeugen (Pastor), die Köpfe einschlugen und mehr oder minder den unfreiwilligen Tod fanden.

VULKANWANDERUNG: JETZT WIRD'S BRENNZLIG

Einmal um einen Vulkan wandern. Was hier in Berlin fast ein Ding der Unmöglichkeit darstellt, ist auf Lanzarote natürlich kein Problem. Auf Komoot gibt es verschiedene Vorschläge für Wanderungen zu bzw. um einen Vulkan. Das Auto im Vorort abgeparkt wandern wir eine knappe Stunde, um an den Kraterrand zu kommen. Die Temperaturen sind schon am Morgen um die 25°C und es soll noch viel heißer werden. Mit jeweils einem halben Liter Wasser ausgestattet, geht es Richtung Vulkan durch riesige Geröllfelder. Auf einigen Infotafeln, von denen einige die Sonne nicht überlebt haben, kann man sich gut über die Entstehung informieren. 

(Auf das Bild klicken, um zur Route zu gelangen)
(Auf das Bild klicken, um zur Route zu gelangen)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0